Bericht 2014

Bericht 2014

„Viele Vorschläge, wenig Opferschutz“ – die Liste der Negativ-Meldungen zum Thema Missbrauch könnte man beliebig fortsetzen. Daneben gehen gute Nachrichten fast unter. Eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) zeigt, dass in den letzten 20 Jahren die Zahl missbrauchter Kinder stetig zurückging.

Berichteten 1992 noch 9,6 Prozent der befragten Frauen von einer Missbrauchserfahrung, waren es 2011 nur 6,7. Bei den Männern waren es vor 20 Jahren 3,2 Prozent, heute sind es 1,4. Und: Heute trauen sich mehr Missbrauchsopfer zur Polizei. Musste 1992 nur etwa jeder zwölfte Täter mit einem Strafverfahren rechnen, ist es heute jeder dritte.

Viele Opfer warten sechs Jahre, bevor sie zur Polizei gehen

Immer noch gibt es aber pro Schulklasse statistisch gesehen zwei Kinder, die sexuellen Missbrauch erleben. Und die Opfer, die zur Polizei gehen, warten im Durchschnitt sechs Jahre damit. Jedes Jahr, das vergeht, erschwert die Aufklärung der Tat.

Nicht wenige Opfer gaben in der Studie an, dass sie ihr Schicksal noch niemandem anvertraut haben. Manche bleiben mit dem Erlebten allein, weil keiner ihr Leiden bemerkt. Doch wie können Eltern überhaupt erkennen, wenn ihr Kind betroffen ist?

Wie Sie Kinder stärken und schützen können

  • Eltern können einiges tun, um das Risiko zu senken, dass ihr Kind zum Missbrauchs­opfer wird: Kinder sollten wissen, dass sie ­eine Grenze haben, die jeder respek­tieren muss. Dass sie Berührungen ab­lehnen dürfen, die ihnen unangenehm sind. Auch wenn es der gut gemeinte Kuss der Großtante ist.
  • Bewährte Mahnungen wie ‚Nimm keine Süßigkeiten von Fremden an’ und ‚Lass dich von keinem mitnehmen, den du nicht kennst’ gelten noch immer. Doch auch zu Bekannten sollten ­Kinder nicht ins Auto steigen. Außer, die ­­Eltern haben das morgens so ausgemacht und dem Kind gesagt.
  • Damit Kinder er­zählen, wenn ihnen etwas passiert, sollte man eng mit ihnen im Gespräch bleiben. Gut, wenn sie eine weitere Vertrauensperson haben, falls sie sich vielleicht nicht trauen, der Mutter über den Vater etwas zu sagen. Selbstbewusste Kinder sind besser vor Missbrauch geschützt als andere. Auch deshalb lohnt es sich, Kindern zu zeigen, dass sie sehr wertvoll sind.

Seit 2014 haben wir knapp 400 Kindergärten und Grundschulen Infomationsmaterial und Präventionmappen kostenlos zur Verfügung gestellt. Zudem werden Präventionsarbeiten an sozialenschwächere Schulen finanziell unterstützt, mit dem Theaterstück „Mein Körper gehört mir“. Wir unterstützen mehrmals jährlich die Opferhilfe „Wildwasser e.V.“ Berlin mit einer Geldzuwendung. Auf der kostenlosen Hotline haben wir im letzten Jahr einige Hundert Anrufe angenommen. Dabei geht es von häusliche Gewalt bis hin zum schlechten Zeugnis.

Der im Jahr 2010 zu verzeichnende Anstieg bei den Fällen des sexuellen Missbrauchs von Kindern (§§ 176, 176a, 176b StGB)setzte sich 2011 und auch im aktuellen Berichtsjahr (+1,4 Prozent auf 12.623 Fälle) fort. In diesem Deliktsbereich muss nach wie vor von einem hohen Dunkelfeld ausgegangen werden.

Wie im Vorjahr war 2012 eine weitere Abnahme bei der Verbreitung pornographischer Schriften (Erzeugnisse) zu registrieren (-11,6 Prozent auf 7.709 Fälle).

Teilbereich der Verbreitung pornographischer Schriften ist der Besitz und die Verschaff ung von Kinderpornographie; mit ebenfalls rückläufigen Zahlen (-16,9 Prozent auf 3.239 Fälle). Die Aufklärungsquote in diesem Bereich ist um 1,2 Prozentpunkte angestiegen.

Eine Steigerung auf 2.465 Fälle (+89 Fälle) ist hingegen bei der Verbreitung von Kinderpornographie zu konstatieren, während die Aufklärungsquote bei diesen Delikten um 67,7 Prozent niedriger als im Vorjahr ist (72,8 Prozent). 14 PKS 2012

Der Vorstand