Bericht 2016

Bericht 2016

Wenn Kinder von Vertrauenspersonen mißbraucht werden

Alle verantwortungsvollen Eltern warnen ihre Kinder vor dem „bösen, fremden Mann“. Doch laut Statistiken ist der sexuelle Missbrauch von Kindern durch Fremde vergleichsweise selten. Viel häufiger kommt es zu Übergriffen im näheren Umfeld, in der Familie, in der Schule oder im Sportverein. Einen absoluten Schutz vor derartigen Situationen gibt es leider nicht. Eltern sollten aber darauf achten, ihre Kinder zu Offenheit zu erziehen. Nicht verschüchterte und verängstige Kinder, sondern selbstbewusste und offene Kinder sind am besten vor sexuellem Missbrauch geschützt. Ein klares „Nein, das will ich nicht!“ kann in dieser Hinsicht oft eine wirksame Abwehr sein. Wenn ein Kind von Beginn an zu Ehrlichkeit und Offenheit erzogen worden ist, lässt es sich auch durch Drohungen weniger einschüchtern und erzählt seinen Eltern eher, was beim Sport oder im Zeltlager geschehen ist.

Wie kann man Kinder stark machen gegen Mißbrauch?

Laut Angaben des Bundeskriminalamtes werden in Deutschland jedes Jahr etwa 15 000 Kinder sexuell missbraucht. Die Dunkelziffer liegt vermutlich weit über diesem Wert, da längst nicht alle Fälle angezeigt werden. Mit Blick auf diese erschreckende Zahl an Missbrauchsfällen stellt sich die Frage wie Eltern und Erzieher Kinder gegen derartige Übergriffe stark machen können.

Von wem droht die Gefahr?

Allgemein wird angenommen, dass viele Missbrauchsfälle dadurch begünstig werden, dass Kinder mit fremden Personen mitgehen. Diese Fälle kommen auch vor und es ist in keinem Fall schädlich, Kinder auf diese Gefahr aufmerksam zu machen. Doch der überwiegende Teil aller Missbrauchsfälle findet im familiären Umfeld statt. Die Täter sind dabei entweder eng mit der Familie befreundet oder gehören sogar zur Familie. Dabei ist nicht automatisch davon auszugehen, dass jeder Täter ein Mann fortgeschrittenen Alters ist. Die Täter können jedes Alter haben, jeder sozialen Schicht angehören und auch Frauen kommen als Täter infrage. In Fällen, in denen der Missbrauch durch ein Familienmitglied oder einen guten Bekannten verübt wird, schweigen die Opfer meistens. Sie schämen sich und haben nicht den Mut, sich anderen Erwachsenen anzuvertrauen. Oft kommt es auch vor, dass Erwachsene, die ins Vertrauen gezogen werden, die Augen vor der Wahrheit verschließen und das Kind auf diese Weise dem Täter weiterhin hilflos ausgeliefert ist.Sexueller Mißbrauch durch Familienmitglieder.

Geh nicht mit Fremden mit!

Dennoch ist eine der wichtigsten Verhaltensregeln, die jedes Kind verinnerlichen sollte, dass es nicht mir fremden Personen mitgeht. Die meisten Eltern denken, dass ihr Kind weiß, dass es sich so verhalten soll und dementsprechend auch so handelt. Doch die meisten Kinder sind leichtgläubig, sie können sich nicht vorstellen, dass ihnen jemand etwas Böses antun will, und vergessen dabei schon Mal die von den Eltern vorgegebenen Leitsätze. Auch in Notsituationen, zum Beispiel wenn sich ein Kind verlaufen hat, können diese Grundsätze in Vergessenheit geraten. Daher ist es äußerst wichtig, dass Eltern ihre Kinder regelmäßig aufklären und mit ihnen über mögliche Gefahren sprechen. Eltern sollten dabei nicht grundlos Angst schüren oder ihren Kindern gar Angst einjagen, aber ein gesundes Misstrauen kann auf keinen Fall schaden. Täter nutzen häufig Tricks, die Kinder nicht durchschauen, um ihnen nah zu sein. Sie locken Kinder mit dem Versprechen auf Süßigkeiten oder tollem Spielzeug, sie erzählen von Katzen- oder Hundebabys. Einige Täter bitten um Hilfe und lassen sich den Weg zum Sportplatz oder zum Supermarkt zeigen, sie täuschen Kinder, indem sie vorgeben einem Elternteil sei etwas zugestoßen und sie führen nun gemeinsam ins Krankenhaus.

Wie können Eltern ihr Kind schützen, ohne es zu verängstigen?

Ganz wichtig ist es, ein vertrauensvolles Verhältnis aufzubauen. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie immer da sind, dass Sie zuhören und dass Sie ihm vertrauen. Alle Familienmitglieder sollten miteinander reden, sich austauschen und ihre Ängste und Sorgen miteinander teilen. Auf diese Weise hat Ihr Kind immer eine Anlaufstelle, wenn es einmal Probleme hat. Auf diese Weise können Sie auch fördern, dass Ihr Kind „Nein“ sagt. Fördern Sie Diskussionen und lehren Sie es, Auseinandersetzungen nicht aus dem Wege zu gehen. So kann es gelingen, dass ein Kind auch gegenüber fremden Personen deutlich „Nein“ sagt, wenn etwas geschieht, mit dem es nicht einverstanden ist. Wichtig ist es auch, dass Kinder ihrem Alter entsprechend aufgeklärt werden. In einigen Grundschulen gibt es spezielle Präventionsprogramme, die zum Teil in Kooperation mit der Polizei durchgeführt werden können. Kinder lernen hier auf spielerische Weise, wie sie sich verhalten sollen, wenn sie jemand bedrängt oder belästigt.

Natürlich können diese Regeln nur wirksam sein, wenn Sie sie Ihrem Kind nicht einfach vorgeben, sondern Sie Ihnen vorleben. Nur wenn Sie ein intaktes Verhältnis haben und das Selbstbewusstsein Ihres Kindes fördern, kann Ihr Kind stark sein.

Wir bauen auf Prävention an Grundschulen, sei es mit dem Theaterstück“Mein Körper gehört mir“ die wir stark unterstützen oder auch die eigenen Präventionmappen weiterhin kostenlos an Schulen und Kindergärten weitergebeben. Beim Thema sexualisierte Gewalt unter Minderjährigen verdient das Kindergarten Alter besondere Aufmerksamkeit. Junge Kinder stehen am Anfang des sexuellen Lernens. Sie entdecken und entwickeln diesen Bereich ihres Lebens, ihrer Identität. Und dafür, welche Rolle Sexualität im sozialen Kontakt spielt, wie sich sexuelle Neugier ausdrücken darf, gibt es keinen inneren Kompass. Jungen Kindern müssen wir noch die Welt erklären – auch die sexuelle Welt.   Sie sind auf Bezugspersonen angewiesen, die sie begleiten und Orientierung geben, damit Sexualität als ein Lebensbereich des Wohlergehens und der Lebensfreude erfahren und gefühlt wird. Bezugspersonen, die den Wert der körperlichen Selbstbestimmung vermitteln, die Bedeutung von Scham, den Respekt vor den Grenzen des anderen, und die auch dafür sorgen, dass der eigene Körper und die Sexualität als etwas Wertvolles erlebt werden, das nicht als Tauschware für Anerkennung, Liebe und soziale Bedeutung dient – und auch nicht als Waffe, mit der Macht über andere erlangt werden kann. 

Tutor setzt auf Präventionsarbeit. Machen Sie Ihre Schulen darauf Aufmerksam, dass sie für die Kinder kostenfrei Präventionsmappen anfordern können und der Verein im Rahmen seiner Möglichkeiten auch Kosten für Präventionsprojekte trägt.

Die Anrufe auf unsere zur Verfügung gestellten Hotline zeigen, wie wichtig Vorgespräche sind. Immer häufiger können wir mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wobei es auch viele Anrufe gibt, die mit dem Thema nichts zu tun haben. Umso wichtiger ist es auch einfach nur zuzuhören, so das die Menschen die anrufen Positiv aus den Gespräch gehen.

Wir bedanken uns, bei allen die uns bei dieser wichtigen Arbeit treu zur Seite stehen.

Der Vorstand